Ausflug zum Königssee am 06. August 2016

„Königsee oder Königssee?“

„Ob ich wohl den König seh?“

„Wer ist dieser Watzmann und wo hat er seine Frau kennengelernt?“

„Wer ist St. Bartholomäus“

Diese und ähnliche Fragen drängten sich mir durch den Kopf, wie Schlangen in einer Schlangengrube…

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So schloss ich mich auf der Suche nach Antworten am Samstagmorgen gegen halb acht in freudiger Erwartung der Reisegruppe unseres Vereins an, der mit dem gecharterten Reisebus über Landstraßen Richtung Königssee aufbrach – um den Reiseverkehrsstau zu umfahren und mir gleichzeitig meine bayerische Heimat näherzubringen.

Am späten Vormittag kamen wir im Berchtesgadener Land,  in Schönau am Ufer des Königssees an. Vor dem Übersetzen mit dem Schiff nach St. Bartholomä blieb noch etwas Zeit sich einen warmen Pulli zu kaufen oder eine Kleinigkeit zu essen.

Wer warme Leberkäs Semmeln mit knätschiger Semmel, einer dünnen Scheibe, fast kaltem Leberkäs und scharfem Senf liebt, der wird direkt am Hafen für schlappe 3,50 Euro fündig.
Andernfalls geht man fünf, sieben oder zwölf Schritte weiter um zwei heiße saftige Scheiben für zwei Euro zu bekommen. Anscheinend wollen alle hier durchkommenden Touristen nur Leberkäs essen, anders kann ich mir dieses Überangebot nicht erklären.

konigssee-017 Auf dem nur 20 mal dreieinhalb Meter großem Boot fanden wir mit geschätzten 3000 anderen „Bergsteigern“ – Knie an Knie – unseren Platz und man fühlte sich gleich so heimelig wie in der S-Bahn in München zur „rush hour“.  Hier wurden auch die nackten Füße mit allerlei Wundermitteln versorgt,  was wir durchtrainierte Recken des FC-Postbank natürlich nicht nötig hatten.

Das Tat dem Spaß an der Bootfahrt mit dem 24 Tonnen (allein der Akku wiegt 4 Tonnen) schweren Elektroboot allerdings keinen Abbruch. Zunächst machte uns der humorvolle Steward mit den Sicherheitseinrichtungen auf dem Boot vertraut:
Auf dem Dach des Boote lägen drei Rettungsreifen, wir hätten aber zu bedenken, dass zwei davon für die Besatzung reserviert wären (also heißt es schnell sein – sehr schnell). Wir sollten also im Falle einer Havarie ruhig sitzen bleiben; das Material unserer Sitzpolster würde uns den nötigen Auftrieb im Wasser verleihen, bis das Bootsdach abgesprengt werden würde und wir selbstständig mit Schwimmbewegungen beginnen dürften.

Wir erfuhren auch, dass die Wassertemperatur des Sees in diesem Hochsommermonat sogar bis auf erstaunliche 16 Grad angestiegen ist – aber nur in den oberen 30 Zentimetern des mit etwa 200 Meter zweittiefsten Sees (nach dem Bodensee) Deutschlands. Darunter hat es nur 4 Grad.  Man müsse also sehr flach schwimmen. So mancher wäre schon als König ins Wasser gesprungen und als Königin wieder herausgekommen.

Dass man im Königssee nicht tauchen darf, hat aber einen anderen Grund: Den Naturschutz.

Aus diesem Grund wartetet auch ein Mann der im Winter verbotenerweise über die zu dünne Eisschicht gefahren war, seit Januar 1964 vergeblich in seinem VW Käfer in 130 Metern Tiefe auf seine Bergung.

Im kalten Winter 2006 war der See aber richtig zugefroren, eine 50 Zentimeter dicke Eisschicht lockte an einem Wochenende über 30000 Leute zum Spaziergang über den See. Nur einmal in zehn Jahren friert der tiefe See so fest zu.

Vorbei an einem 200 Meter in die tiefen stürzenden Wasserfall kamen wir zum eigentlichen Highlight dieser lehrreichen und sehr humorvollen Überfahrt: Dem Echo vom Königssee. Früher wurde es mit einem Böller auf die Probe gestellt und ertönte bis zu siebenmal. Heute verwendet man aus Sicherheitsgründen eine Trompete.

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Zunächst wechselte zur Vorführung noch der Steward und bisherige Entertainer unser Überfahrt, mit dem Kapitän und Steuermann seinen Platz (bei dem vollen Boot kein leichtes Unterfangen), da er wegen eines „Blasenleidens“ nicht Trompete spielen könne.  Nun musste der Trompeter noch etwas  warten, bis seine für das Echo zuständige Schwester– die sogar noch etwas besser Trompete spiele – auf ihrem Posten wäre.

Als das Trompetensolo ein- bis zweimal hörbar von der Echo Wand widerhallte, war ich beeindruckt.
Als einige Touristen dann versuchten, das Echo zu fotografieren konnte ich  mein Lachen kaum mehr zurückhalten:  „Jedes Kind weiß doch, dass man ein Echo nur mit Blitzlicht fotografieren kann!“

Kurz vor dem Anlegen in St. Bartholomä – einer Wallfahrtskirche zu Ehren von St. Bartholomäus, des Schutzherrn der Almbauern und Sennerinnen – wurden uns noch die weiteren Reisemöglichkeiten nahegelegt:

  • 4 Stunden zum Funtensee oder gleich weiter zum Watzmann
  • 30 Minuten Rundwanderweg
  • 2 Minuten 36 zum Biergarten

So war für jeden Pilger etwas geboten.

Selbstverständlich hätten wir uns für den sehr gefährlichen und steilen Aufstieg zum Watzmann, dem zweithöchsten Berg Deutschlands entschieden, wenn nicht reservierte Plätze im Gasthaus auf uns gewartet hätten. In der einzigen Gaststätte am Ort ist zwar nicht jedes Essen ein kulinarisches Highlight,  aber doch das beste Essen am Ort. Nach dem Essen besichtigten wir die Wallfahrtskapelle und begingen den kurzen Rundwanderweg.

konigssee-035 Auf der Rückfahrt mit dem Boot nach Schönau war dann genug Platz, um die Sehenswürdigkeiten am Seeufer zu fotografieren. Nur vom Echo war jetzt nichts mehr zu sehen 😉

In Schönau angekommen stach mir, die von über 30 riesigen Post-Fahnen in Szene gesetzte „Deutsche Post Eisarena Königssee“  – die erste Kunsteisbahn der Welt  –  ins Auge.  Danach war Zeit die vielen“ Gschäftl „ genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier gibt es wirklich alles was der Mann oder die Frau von Welt unbedingt braucht:

„Fliegende Kühe, sprechende Murmeltiere, ausgestopfte Wolpertinger, heilende Halbedelsteine und riesige Salzlampen. „
Wolpertinger, diese extrem scheuen und intelligenten Tiere werden ja  immer seltener und so fragte ich im Geschäft gleich, ob ich sie fotografieren dürfte.
„Ja und Sie dürfen sie sogar kaufen“, war die spontane Antwort des Verkäufers.

Ich hatte jedoch eher den 5000 Euro teuren Globus am Ortsende im Sinn. Man weiß ja nie, wo sonst man so ein Schnäppchen machen kann.

Das Wetter wurde zusehends besser und auf einer herrlichen Parkbank in Sichtweite des Romy-Schneider-Museums (einer Tochter der Stadt), genoss ich es in tiefer Meditation versunken.

Um 17:00 Uhr schließlich startete unser Bus – nun über die Autobahn – Richtung München, wo wir etwa zwei Stunden später ankamen.

Wieder einmal ein schöner gelungener Tag mit dem                  FC – Postbank:
Kummts hoit as nächste Moi a mid!

Euer Wolfgang