Führung in der Ohel-Jakobs-Synagoge

Am 23. Januar trafen sich 30 Wissbegierige zu einer Führung der Ohel-Jakob-Synagoge am St.-Jakobs-Platz in München.

Gestartet wurde im Gemeindezentrum, das man einzeln durch eine Sicherheitsschleuse betreten hat.
Durch einen unterirdischen Verbindungsgang kamen wir vom jüdischen Zentrum  in die Synagoge Ohel Jakob (Zelt Jakobs).

In diesem 32 Meter langen Gang der Erinnerung  sind rund 4500 Namen von Münchner Juden verewigt, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Hinterleuchtete Glasplatten bilden die Namen von über 4.500 Münchner Juden ab, die während der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden.
Die alte Hauptsynagoge Münchens mit gleichem Namen stand an der Herzog-Max-Straße im Zentrum von München. Im Juni 1938 wurde sie als eine der ersten Synagogen in Deutschland von den Nationalsozialisten zerstört. Am 9. November 2003 fand die Grundsteinlegung für die neue Hauptsynagoge Ohel Jakob statt und am 9. November 2006 -genau 68 Jahre nach der Reichspogromnacht von 1938- wurde sie eingeweiht.
Der Sockel der 28 Meter hohen Ohel-Jakob-Synagoge, die 585 Sitzplätze aufweist, erinnert an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des Jerusalemer Tempels. Darüber erkennt man -in einem quaderförmigen Oberlicht-  ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl. Sie sind verglast und mit einem bronzefarbenen Metallnetz verhängt. Das Oberlicht soll tagsüber Licht einlassen und nachts Licht in die Umgebung abgeben. Die einfallenden Sonnenstrahlen werden mehrfach gebrochen und tauchen das Innere der Synagoge, das mit Zedernholz aus dem Libanon und hellem Jerusalem-Stein verkleidet ist, in warmes Licht. Der Glasaufbau deutet ein Zelt an, das die 40-jährige Wanderung der Juden durch die Wüste Sinai symbolisiert. Auf dem sechs Meter hohen Portal stehen die ersten zehn Buchstaben des hebräischen Alphabets, die an die Zehn Gebote erinnern.

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Wie alle Synagogen ist auch das Gotteshaus Ohel Jakob in West-Ost-Richtung angelegt.  An der nach Osten, d.h. nach Jerusalem gelegenen Wand befindet sich, von einem dunkelblauen Prachtvorhang (Parochet) verdeckt, der Toraschrein. Vor ihm brennt das ewige Licht. Das Lesepult (Bima) befindet sich, wie in aschkenasisch-orthodoxen Synagogen üblich, in der Mitte des Raumes.
Für die Männer sind die Stuhlreihen in der Mitte der Halle bestimmt, die Frauen nehmen auf den nur leicht erhöhten Seitenemporen Platz.
Die Tora -die heilige Schrift der Juden- besteht aus den fünf Büchern Mose und ist Teil der hebräischen Bibel. Der Begriff Tora bedeutet „Lehre, Gesetz“. Die Tora ist in hebräischen Buchstaben auf handgefertigtem Pergament aus der Haut koscherer („reiner“) Tiere geschrieben. Die Tora wird von einem Sofer (Schreiber) handgeschrieben. Er restauriert und fertigt neue Kopien einer Tora und anderer Ritualgegenstände an. Macht er einen einzigen Fehler, muss er von vorne anfangen.
Die Torarolle darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Daher dient ein silberner Stab als Lesehilfe. An dessen Ende befindet sich eine kleine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. Die Lesehilfe heißt Jad, nach dem hebräischen Wort für „Hand“. Der Text der Tora ist in 54 Abschnitte geteilt. An jedem Schabbat wird ein neuer Abschnitt gelesen. Unter der Woche wird nur der erste Teil des nächsten Wochenabschnitts gelesen, der am folgenden Schabbat vollständig vorgetragen wird. Nach einem Jahr ist der Lesezyklus abgeschlossen und der Zyklus beginnt dann von Neuem.
Vor jedem Gottesdienst werden die Hände gewaschen. Dazu ist ein Waschbecken vor dem Gebetsraum vorhanden. Die Gebete werden von den Männern ausschließlich mit Kopfbedeckung, einer Kippa, gesprochen. Diese kann vor dem Gebetsraum ausgeliehen werden.
Im Judentum gibt es keine Mittler zwischen Gott und den einzelnen Menschen. Die Betergemeinschaft kommuniziert über das Gebet direkt mit Gott. Ein Mitglied dieser Gemeinschaft dient während des Gebets als sogenannter Abgesandter der Gemeinde. Jedes Mitglied der Betergemeinschaft kann die Aufgabe des Abgesandten übernehmen. Häufig wird eine dafür ausgebildete Person (Kantor oder Vorbeter) von der jüdischen Gemeinde dazu angestellt. Die Person betet mit der Gemeinde, aber nicht für sie. Hierzulande erfüllt ein Rabbiner auch oft die Funktion des Vorbeters. Üblicherweise hält ein Rabbiner die Predigt für den Gottesdienst. Allerdings ist eine Predigt kein Teil des Gebets und für den Gottesdienst nicht erforderlich.
Im Alter von 12 bzw. 13 Jahren werden jüdische Mädchen und Jungen im Sinne des jüdischen Religionsgesetzes zu Erwachsenen. Die religiöse Volljährigkeit heißt bei Mädchen Bat Mizwa, „Tochter des Gebots“. Bar Mizwa bedeutet bei Jungen „Sohn des Gebots“. Als Bat Mizwa und Bar Mizwa übernehmen Mädchen und Jungen alle religiösen Rechte und Pflichten eines Mitglieds der jüdischen Gemeinschaft.

Nach der Führung ging es wieder durch den Gang der Erinnerung zurück in das jüdische Zentrum und durch eine weitere Sicherheitsschleuse hinaus.
Danke Herbert!!! Es war wieder einmal eine äußerst interessante Führung mit sehr vielen Informationen, die ich hier alle wegen Platzmangels leider nicht wiedergeben konnte.

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Judith Phillips