Der Jahresausflug nach Polen

Der Herbert hatte in der Vorbereitung einige Mühe den Vorstand von der Reise nach Polen zu überzeugen. Letztlich setzte er sich mit seiner Hartnäckigkeit durch und er versprach nicht zu viel.

So machten wir uns also am 12. Oktober auf die Reise. Alle kamen pünktlich zum Treffpunkt, die Koffer waren schnell verladen. Punkt 07.00 Uhr schloss unser Busfahrer Erwin die Türen.

Schnell machte sich im hinteren Teil des Busses eine gewisse Trockenheit im Mund breit. Diese Signale kamen aber offensichtlich beim Mundschenk nicht an. Beharrlich ließ er seine Kühlbox verschlossen, in der sich die vorbereiteten Mixgetränke schon auf den Verzehr vorbereitet hatten. Es dauerte fast zwanzig Minuten bis die Getränke zum Ausschank kamen. Zwanzig lange Minuten in denen man den Stadtbereich München schon fast verlassen hatte. Eine Nachlässigkeit sonder’s gleichen. Das darf in dieser Form nicht mehr vorkommen.

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Über Nürnberg, Dresden und Görlitz fuhren wir am Nachmittag über die Grenze nach Polen. Unser Ziel hieß Oppeln. Dort wohnten wir die nächsten drei Tage. Bis zur polnischen Grenze lief der Verkehr auch sehr flüssig. Danach sollten wir immer wieder im Stau stehen. Die Fahrt wurde länger und länger. Statt um 18.00 Uhr kamen wir erst nach 20.00 Uhr am Hotel Mercure an. Das Einchecken verlief problemlos; Herbert hat die Schlüssel im Bus verteilt. Ohne die Zimmer zu beziehen gingen wir gleich zum Essen. Drei Gänge, Suppe, Hauptspeise und Nachspeise.

Danach fielen einige von uns vor Erschöpfung ins Bett. „Jetzt werden wir alt!“ dachte sich so mancher.

Für den Freitag stand die Fahrt nach Breslau an. Die Stadt ist ca. 100 km von Oppeln entfernt.

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Mit 630.000 Einwohnern ist sie die viertgrößte Stadt Polens und Hauptstadt der Woiwodschaft  Niederschlesien. Woiwodschaften sind vergleichbar mit unseren Bundesländern.

Laut unserem Stadtführer Norbert wurde die Stadt an der Oder im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. Heute ist Breslau wieder komplett aufgebaut und zudem Standort mehrerer Universitäten.

Zunächst stand die Besichtigung der Dominsel auf dem Zettel. Wunderschöne restaurierte Kirchen sind hier zu finden. Anschließend fuhren wir mit dem Bus zur Jahrhunderthalle, ein „UNESCO Weltkulturerbe“. Hier finden viele Veranstaltungen statt, z. B. die Europameisterschaft der Herren im Handball 2016. Wir hatten jedoch nur kurz Zeit, da ein Termin zur Besichtigung des Panoramas von Raclawice anstand.

In diesem  Rundbau befindet sich ein Gemälde in dem die Schlacht bei Raclawice 1794 dargestellt wird. Dort hatten die Polen Russland besiegt. Die Eindrücke kann man eigentlich gar nicht beschreiben, man muss es gesehen haben.

Zuletzt machten wir noch einen interessanten Spaziergang durch die Altstadt mit der Schlachtergasse und dem alten Marktplatz. Eine kurze „Freizeit“ mit der Möglichkeit der Stärkung nach der anstrengenden Besichtigung rundete den schönen Tag ab.

Und da waren ja noch die Zwerge. Krasnale heißen die auf polnisch und sind aus Bronze. Sie haben ihren Ursprung in den Achtzigerjahren und waren eine Form des Protestes gegen das sozialistische Regime. Gar mancher konnte sich wieder darin finden (Trinkzwerg, Löschzwerg, Kochzwerg, Fruchtzwerg usw.) Insider wissen war ich meine. 🙂

Die Rückfahrt nach Oppeln zum Hotel war staufrei. Abends wieder Drei Gänge, Suppe, Hauptspeise und Nachspeise. Dieses Mal gingen wir nicht gleich ins Bett, sondern machten Oppeln „unsicher“. Unser Spaziergang führte uns vorbei an den beleuchteten Häusern, deren Licht sich im Fluß spiegeln. Nach ein paar Bierchen bereiteteten wir uns schlafend auf den nächsten Tag vor.

Tag 3 Samstag. Krakau stand auf dem Plan. Pünktlich fuhren wir nach dem Frühstück los. Frühstück? Da war noch was. Die Planung des Hotels sah vor, zwei Reisegruppen gleichzeitig zu „verpflegen“. Die anderen hatten es wohl etwas eiliger als wir. So stellte man sich also brav an; bei der Schlange hatte man ausgiebig Zeit sich zu überlegen, was man essen und trinken will. Endlich am „Trog“ angekommen, wollte ich mir die letzte von mir erspähte Mohnsemmel nehmen, als eine Geisterhand nach der Semmel griff. Dieses Szenario setzte sich mehrmals fort, was meine Stimmung zu diesem Zeitpunkt nicht gerade aufhellen sollte. Zum Glück waren die so schnell weg wie sie gekommen sind.

Das nächste Problem hatte unser Busfahrer. Die Bordtoilette war dem „Flüssigkeitsansturm“ der Mitreisenden offensichtlich nicht gewachsen und gab ihren Geist auf. Schließlich mussten mehrere Raststätten angefahren werden, bis sie wieder halbwegs betriebsbereit war.

Krakau ist mit 760.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Polens und im Jahr 2000 Kulturhauptstadt Europas. Sie liegt an der Weichsel. Unsere Führung begann auf dem Wawel (Burg) mit Kathedrale und Königsschloss. Sehr beeindruckend war die Kathedrale mit der Krypta.

Anschließend konnte man noch den Glockenturm besteigen, der einen tollen Ausblick auf die Stadt bescherte. Ein weiteres Highlight der Stadt ist der berühmte Hauptmarkt. Wer wollte, konnte noch eine Kutschenfahrt machen. Leider hatten wir nur insgesamt vier Stunden Zeit und konnten Krakau eigentlich nur „streifen“. Danach ging es wieder zurück nach Oppeln. Die 170 km verliefen „störungsfrei“. Nach einem kurzen Zimmeraufenthalt erwarteten uns die bekannten Drei Gänge, Suppe, Hauptspeise und Nachspeise.

Danach machten wir uns noch einmal auf ins Nachtleben von Oppeln. Dieses Mal fanden wir eine Studentenkneipe in der jedes Getränk umgerechnet 1,50 € kostete. Ideal! Leider konnten wir nur eine Stunde bleiben, da der Tisch nach uns schon reserviert war. Auf dem Rückweg zum Hotel besuchten wir noch eine Metzgerei, die rund um die Uhr geöffnet hat. Die Wursttheken prall gefüllt und sonst konnte man noch alles kaufen, was zum Überleben der Nacht erforderlich gewesen wäre.

Leider hatten wir keine Zeit, die schöne Stadt Oppeln näher zu besichtigen. Laut Reiseführer hat sie viele Sehenswürdigkeiten.

Am Sonntagmorgen fuhren wir pünktlich ab. Auf dem selben Weg wie bei der Hinfahrt kamen wir wie geplant um 19.00 Uhr wieder in München an.

Wir legten in den vier Tagen insgesamt 2200 Kilometer zurück. Durch die langen Fahrten hatten wir leider nicht soviel Zeit für ausgiebigere Besichtigungen unserer Ziele. Besonders beeindruckt war ich aber von der Landschaft Schlesiens.

Zusammenfassend kann ich sagen: Es war anstrengend aber sehr interessant.

Harry Freundorfer

Harry