Bericht Jahresfahrt nach Straßburg 13. – 16. Oktober 2016

Straßburg (französisch Strasbourg) ist eine Stadt im Elsass, einer Landschaft im Osten Frankreichs an der Grenze zu Deutschland.

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Donnerstag

Abreise – Mittagspause in Kehl – Besichtigung Europaparlament -Abendessen

Schon bei Morgengrauen starteten wir – knapp 60 Ausflügler – mit dem gecharterten modernen  Reisebus Richtung Elsass. Auf der kurzweiligen Fahrt ging es für alle, je nach Gusto eher beschaulich oder zünftig zu. Rechtzeitig zum Mittagessen hielt unser Bus in Kehl am Rhein, nur einen Katzensprung von Straßburg entfernt. Hier war Gelegenheit sich in der Fußgängerzone ein nettes Häppchen zu suchen oder gleich am Busbahnhof kulinarischen Genüssen beim All-You-Can-Eat Asiaten hinzugeben.
Anschließend ging es weiter in eines der ibis-Hotels am Straßburger Hauptbahnhof. Hier schafften wir gemeinsam die logistische Herausforderung, unser Gepäck im hintersten Winkel  im Keller des Hotels zwischenzulagern, was durch die Enge der Gänge nicht ganz einfach war.
„Das Abenteuer hatte begonnen“ – als unser Bus das zweite Mal die Straßburger Altstadt umkreiste, um das Europaparlament zu erreichen, war ich mir dessen sicher. Erst viel später erfuhren wir, dass die von Kanälen umgebene Straßburger Altstadt von Bussen anscheinend nur durch eine Straße verlassen werden kann.
Straßburg –die Stadt an der Ill und mit 275.000 Einwohnern – ist Sitz zahlreicher europäischer Einrichtungen, unter anderem Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Bürgerbeauftragter und Eurokorps. ufgrund dessen versteht sich Straßburg als „Hauptstadt Europas“.
Am imposanten Rundbau des Europaparlaments angekommen, wurden wir zunächst einem gründlichen Sicherheitscheck unterzogen, bevor unsere Führung durch die Gebäudeteile begann.

Hier erfuhren wir allerlei Interessantes über die Europäische Union, die Arbeit des Parlaments und das Gebäude selbst. Um den geneigten Leser nicht mit seitenweisen Fakten zu langweilen  (bei Interesse ist das alles bei Wikipedia zu finden), hier nur einige Stichpunkte:

  • Die Sitzordnung der 751 Abgeordneten im Plenarsaal  ist nach Fraktionen – nicht nach Ländern angeordnet.
  • Deutschland hat wegen der höchsten Einwohnerzahlen aller EU-Staaten auch die meisten Sitze (96).
  • Jährlich finden zwölf, jeweils viertägige Plenarsitzungen hier statt.
  • Das Grundstück auf dem das Gebäude errichtet wurde kostete nur einen Euro.

Wir hatten im Plenarsaal sogar die Möglichkeit einer von Schülern inszenierten Debatte beizuwohnen

Wieder im Hotel angekommen, wurden zunächst die Schlüsselkarten  für die Zimmer verteilt. Da nur die ersten Zehn unserer Reisegruppe vor der beschaulichen Rezeption im Hotel Platz fanden, reichten wir die Karten von Hand zu Hand bis auf die Straße weiter. Wie viele Passanten dadurch ungewollt zu einem Zimmer in unserem Hotel kamen, weiß ich allerdings nicht, denn es dauerte etwas,  bis alle ins Hotel nachrutschen konnten, zumal das Gepäck ja im hintersten Eck im Keller auf uns wartete und nur zwei höchstens drei Leute mit Gepäck gleichzeitig in den einzigen Aufzug passten.

So blieb zum Bezug der Zimmer wenig Zeit, bis wir im Gänsemarsch auf engen Altstadtwegen zum Abendessen ins gebuchte Restaurant aufbrachen.  Kurz vor unserem Restaurant stürmte gleich ein Ober im Nachbarlokal, der das Geschäft seines Lebens witterte, freundlich und vor Freude strahlend Richtung Eingang um uns die Tür zu öffnen. Da daraus aber leider nichts wurde, erwiderten wir in perfektem Französisch wie aus einem Munde: „Oooooh!“

In unserem romantisch – rustikalen Restaurant lernten wir dann die französische Lebensart kennen:

  • Für ein drei Gänge Menü muss sich sogar der schnellste Esser drei Stunden Zeit lassen.
  • Das Essen schmeckt ausgezeichnet.
  • Auch wenn es noch so eng ist, vor dem Notausgang hat auch noch ein Tisch Platz.

So blieb genug Zeit, die Erlebnisse des Tages zu besprechen oder angesichts der Vorbereitungen und Gerüche aus der Küche zu erraten, was es zu Essen gibt. Besonders der Umstand, dass laut ausliegender Speisekarte auch Froschschenkel im Bereich des Möglichen waren, bereitete einigen Unwohlsein. Aber keine Angst, eine typisch elsässische Vorspeise, der Flammenkuchen (bei uns Flammkuchen) stand als Vorspeise auf dem Programm.

Freitag

Stadtrundfahrt – Besichtigung – Schifffahrt  in Straßburg

Damit es im rustikalen Frühstückraum des Hotels nicht zu eng wird, wurden die Hotelgäste in halbstunden-Schichten eingeteilt, was dann aber besser funktionierte als ich befürchtet hatte.
Das Frühstück war wiederum ausgezeichnet. Nur das selbstständige Eierkochen war nicht ganz ohne Tücken. War das Kochwasser eigentlich schon heiß? Wem gehört welches Ei im Kocher? Welche Eieruhr gehört zu welchem Ei?

Welche Eieruhr hat eigentlich geklingelt? Wer hat meine Eieruhr neu eingestellt? So sah man auf den Tabletts immer wieder aufgeschlagene rohe oder zu kurz gekochte Eier zurückgehen.

Nach dem Frühstück starten wir mit dem Bus und unserem Reiseführer Pierre zunächst zu einer Stadtrundfahrt, danach zu Fuß von einer weiteren Reiseführerin unterstützt, in zwei Gruppen durch die Altstadt und nach dem Mittagessen (Flammkuchen ist sehr lecker) wieder gemeinsam zu einer Schifffahrt auf den Kanälen der Stadt.

Hierbei erfuhren wir viel über die in Straßburg ansässigen Europäischen Institutionen, die Geschichte Straßburgs und des Elsasses, da im Laufe der Jahrhunderte mehrmals zwischen Deutschland und Frankreich wechselte, aber auch kurz selbstständig war.
Beeindruckend, waren die vielen Fachwerkhäuser, prunkvollen Kirchen und die zahlreichen Confiserien in der schon von den Römern gegründeten Stadt.

Zum Abendessen gingen wir wieder in unser Restaurant in der Rue du Pont Saint-Martin.

Samstag

Ausflug nach Colmar – Dambach-la-Ville – Obernai

Gleich nach dem Frühstück starteten wir mit Bus und Pierre nach Colmar.

Colmar ist mit 68.000 Einwohnern nach Straßburg und Mülhausen die drittgrößte Stadt im Elsass, liegt an der Elsässer Weinstraße und bezeichnet sich gern als Hauptstadt der elsässischen Weine. Die Stadt ist berühmt für ihr gut erhaltenes architektonisches Erbe aus sechs Jahrhunderten und für ihre Museen. Mir gefiel hier vor allem der überdachte Markt, in dem allerlei elsässische und andere französischer Leckereien feilgeboten wurden.

Zum Mittagessen standen wir trotz Reservierung zwei bange Minuten vor einem von außen unscheinbaren Lokal. Drin war dann aber doch Platz für 200 Leute. Immer wieder trafen ganze Reisegruppen hier ein, die rasch mit klassischem Flammkuchen und der mit Käse überbackenen Spezialversion verköstigt wurden.

So konnten wir am Nachmittag schon bald nach Dambach-la-Ville aufbrechen. In dem kleinen mittelalterlichen Weinort leben 300 Familien vom Wein. Wir hatten Gelegenheit einen Weinkeller mit 8000 Liter fassenden hölzernen Weinfässern und die Produktionsanlagen zu besichtigen. Interessant war auch unsere humorvolle Fahrt mit dem Straßenzug durch die Weinberge der Gemeinde. Mit Blick auf die Vorvogesen wachsen hier vor allem Trauben für Weißweine. Aufgrund der guten Bodenverhältnisse wird hier mehr Riesling produziert, als auf der anderen Seite des Rheins in Deutschland. Vom guten Geschmack durften wir uns anschließend  bei einer Weinprobe überzeugen. Hier lernten wir auch so einiges über die elsässische Küche und Sprache.

Auf dem Rückweg war noch Zeit für einen Abstecher nach Obernai, einer ursprünglich fränkischen Siedlung aus dem 7. Jahrhundert.

In Straßburg angekommen gingen wir wieder in unser Restaurant in der Rue du Pont Saint-Martin zum Abendessen. Und wie wir in Dambach gelernt hatten, wurde nun echt elsässisch mit „Xundheit“ zugeprostet.

Sonntag

Heimfahrt – Burgbesichtigung – Mittagspause

Wieder einmal war die Zeit vergangen wie im Flug, doch bevor die zahlreichen Eindrücke verarbeitet werden konnten, hatten wir auf der Rückreise noch einer Burgbesichtigung auf dem Plan:

Chateau du Haut-Koenigsbourg ist zwar als Burg an sich nicht besonders spektakulär, das machte aber unser zwei Meter große Burgführer Stephane mit Leichtigkeit wieder wett.
Die Burg war im Laufe ihrer Geschichte unter anderem mal schwäbisch, mal unter Habsburger Herrschaft und wurde schließlich von den Schweden in Brand gesteckt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie dann im Auftrag von Wilhelm II. restauriert und mit einem „Salat“ (= Sammelsurium) von Möbeln aus den verschiedenen Epochen aus den 8 Jahrhunderten seit ihrem Bau ausgestattet.

Mittagspause war dann auf einem völlig mit Lastwagen überfüllten Rastplatz. Hier wurde unser Bus weggescheucht und wir liefen – gerade vom Essen kommend – in einer langen Kolonne hinterher.
Trotzdem waren auf der Autobahn, dann wieder alle im Bus und wir kamen in den frühen Abendstunden wieder in München an.

Und weil ich ja nicht alles mitbekommen habe, hier noch ein paar Zitate und Schmankerl „meiner“ Mitreisenden:

  • „unser Busfahrer fahrt gern rückwärts“
    (wohl weil das Navi  im verwinkelten Straßburg nicht genau wusste, wo ein BUS durchpasst)
  • H: „I konn koan Zwiebe- oder Flammkuacha mehr seng!“
    S: „Es hätt aa Froschschenkel gebn kenna!“
  • In Straßburg gibt’s lauter „Sauf Bus“ und „Sauf Taxi“
    (leider gibt’s da drin aber nichts zu trinken, die entsprechenden  Verkehrsschilder gelten halt für alles „außer  Bus“ und „außer Taxi“
  • „des ist ganz romantisch!“  (Straßen, Häuser, Restaurant…)
    (da gibt’s nicht hinzuzufügen. Das stimmt einfach)
  • „Oh la la“
    (ohne Worte)

am Sonntag in der Früh haben wir im Bus auf L. gewartet, Herbert ging deshalb nochmal zurück zum Hotel.
Herbert: „ Ja L. , wo bleibstn? Wir warten olle auf di!“
L: (hat sich um ½ Stunde vertan) „I bin scho lang fertig und wart bloß no aufn Bus!“
Herbert: „Ja moanst denn du, dass da Bus zu dir rauf aufs Zimmer fahrt?“

  • Hier noch ein Tipp: Wenn man jemanden zum Schlummertrunk aufs eigene Zimmer einlädt, sollte man seine eigene Zimmernummer kennen 😉

Wieder einmal ein interessanter und  lehrreicher Kurzurlaub mit dem FC-Postbank:
Kummts hoit as nächste Moi a mid!

Euer Wolfgang