Reisebericht Toskana

 

Wenn einer eine Reise macht, dann ….

Am Donnerstag, 08.10.15, war es wieder soweit, der Jahresausflug stand an; die Reise ging in die wunderschöne Toskana. Um 07.00 Uhr war Abfahrt und alle waren pünktlich da.

So nach ca. 30 Minuten Fahrzeit verspürte ein Mitreisender im Partyteil des Busses ein leichtes Kratzen im Hals. Es war also an der Zeit, etwas für den Gaumen zu tun. Getreu nach dem Motto „Cola mit Aroma hebt den Opa auf die Oma“ gab es das traditionelle Mixgetränk. Das Motto stimmte heuer wirklich, fuhren doch ein frischgebackener Opa, eine frischgebackene Oma sowie ein werdender Opa mit. Es wurde also reichlich eingeschenkt. Nur einer, der mit dem Kratzen im Hals, sollte heuer eine andere Getränkemischung erhalten. Die Schelme der Partyzunft klügelten nämlich ein wasserdichtes System aus, wie man ihm ein pures Cola unterjubeln könnte. Gesagt, getan. Es klappte. Wie er das Gesicht verzog, kann man gar nicht beschreiben, das muss man gesehen haben.

So verging Stunde um Stunde im Bus, mittlerweile gab es auch eine mobile Disco und so fuhr man „atemlos und tausendmal belogen“ in Richtung Italien. Gegen 18.00 Uhr, nach elf Stunden im Bus, kamen wir dann in Montecatini Terme an. Wir fuhren auch am gebuchten Hotel vorbei und manchen beschlich schon eine gewisse Vorahnung. Ja, das Trauma vom Gardasee, als wir damals kurzfristig umgebucht wurden, steckte noch in so manchen Köpfen. Aber wir kamen tatsächlich im gebuchten Hotel unter. Der Busfahrer musste nur wenden, sonst kam er nicht in die Einfahrt rein.

Die Zimmervergabe ging dann reibungslos von statten und so trafen wir uns um 19.00 Uhr zum Abendessen. Der restliche Abend stand dann zur freien Verfügung. Nachdem das schon fast obligatorische Länderspiel anstand, suchten sich einige eine gemütliche Bar. Bar war ok., Länderspiel nicht.

Am Freitagmorgen ging es dann nach Florenz. Unterwegs nahmen wir unsere italienische Reiseleiterin, die Nada, auf. Sie sollte uns zwei kurzweilige Tage bescheren, aber davon später.

Auf dem Weg nach Florenz erhielten wir allerlei wissenswerte Informationen über die Toskana und Florenz „das Museum im Museum“ mit 360.000 Einwohnern und fast genau so vielen Mopeds. Florenz wurde 59 vor Christus durch Julius Cäsar als Colonia mit dem Namen Florentia (nach der römischen Göttin der Blumen und des Pflanzenwachstums) im fruchtbaren, aber noch teilweise sumpfigen Arnotal errichtet und war von 1865 bis 1871 Hauptstadt Italiens. Durch die 400 Jahre andauernde Dynastie der Medici stieg Florenz in der Renaissance zu einer der florierendsten Metropolen Europas auf. Zahlreiche Kunstschaffende und Geistliche waren hier beheimatet: Leonardo da Vinci verbrachte große Teile seiner Jugend in Florenz, Michelangelo fand Unterschlupf in der Kirche der Medici, Galileo Galilei wohnte als Hofmathematiker in den Palästen der Medici.

Auch von der reichen Familie der Medici, die im 15./16. Jahrhundert zu einer Großmacht aufstieg und die Stadt prägte wie keine andere Familie sowie Cosimo I. de Medici und dem Palazzo Medici, aus dem viele Bischöfe und Päpste hervorgingen, erzählte uns Nada.

Ebenfalls erwähnt wurde Francesco I. de Medici, der Maria Giovanni aus Österreich heiraten musste, die nicht so hübsch war und der sich deshalb Bianca Capello als hübsche Geliebte mit genug „Holz vor der Hütte“ gesucht hat. Cleverer war da Cosimo I., der die Stadtmauer und die Uffizien erbauen ließ und sich seine Frau Eleonore selber aussuchte.

1982 wurde die historische Innenstadt von der UNESCO unter Weltkulturerbe gestellt.

Nada erzählte uns auch über das traditionelle Fußballspiel in historischen Kostümen, bei dem sich schöne stattliche Männer so sehr verprügelten, dass es die Gemeinde verbieten wollte. Nachdem der Bürgermeister wohl selber Angst hatte, bei einem Verbot verprügelt zu werden, wurde das Fußballspiel wieder erlaubt und von dort an wird sich nun, wie Nada so schön erklärte, „artiger geprügelt“.

Ebenfalls wurden wir vor den trickreichen Ganoven, die es auf unser Hab und Gut abgesehen haben, gewarnt, wir sollen unsere Taschen und Wertsachen besonders im Auge behalten und falls die Herren von einer Gruppe junger, hübscher Mädels angesprochen werden, sollen sich diese nicht geschmeichelt fühlen, sondern lieber die Ellbogen ausfahren und ihre Wertsachen schützen. Einige der Herren waren, glaube ich schon enttäuscht, weil die jungen, hübschen Mädels ausblieben.

In Florenz angekommen, machten wir uns, wie Nada befahl, „schnur schnacks“ ohne Schaufensterbummel und eventuellen Einkauf auf den Weg zur Stadtführung. Alle blieben zusammen und so konnte man zügig das Pensum erfüllen. Schrieben wir alle? Nein, eine kleine Gruppe um Reiseleiter Herbert Wehr hielt es für nicht angebracht, bei der Gruppe zu bleiben und scherte aus.

Was zur Folge hatte, dass umfangreiche Suchmaßnahmen eingeleitet wurden, vergeblich versucht wurde, eine Handyverbindung zu bekommen und schließlich Nada alles doppelt erzählen musste. Aber die Abtrünnigen wurden dann standesgemäß mit einer LaOla-Welle empfangen.

Während der Stadtführung, in der uns Nada die wichtigsten und schönsten Plätze Florenz zeigte – u.a. die Piazza Viktoria, einen Platz mit vielen nackten Männern und Frauen ;-), den Palazzo della Signoria mit Michelangelos Statue David an der Frontseite des Palazzo Vecchio, sowie dem Neptunbrunnen. Wir gingen auch zur einzigen Brücke, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat, die Ponte Vecchio, die das erste Mal von den Etruskern gebaute Brücke verbindet die Uffizien mit dem Palast der Medici. Sie zeichnet sich heute vor allem durch entlang ihrer beiden Brüstungsverläufe erbaute Schmuckläden aus, deren Baulichkeiten teils über die Brücke hinausragen.

Ein besonderes Highlight war der weltbekannte Duomo di Firenze, der das Bild und die Silhouette der Stadt beherrscht: die romanisch-gotische Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer eindrucksvollen Kuppel und dem Campanile (Glockenturm), die vom 12. bis 14. Jahrhundert erbaut wurde. Der Dom von Florenz ist die viertgrößte Kirche der Christenheit (8.300 m² Grundfläche, 160 Meter Länge, 90 Meter Breite). Viele namhafte Florentiner Künstler haben zur Ausschmückung des Doms beigetragen, hier alle aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Wer es sich zutraut, kann die 463 Stufen bis zur Kuppel hochsteigen und dabei interessante Eindrücke vom „Innenleben“ der Kuppel gewinnen und wird letztlich mit einem tollen Blick über die Stadt belohnt, „nur“ 414 Stufen benötigt man, um denselben Ausblick vom Campanile zu erhalten.

In dem Zusammenhang lernten wir auch, warum es in der Toskana sogenannte Taufkirchen gibt: Früher durfte man Kirchen nur betreten, wenn man getauft war. Ebenfalls wies Nada uns auf die Markierungen der Pegelstände des Hochwassers 1966 an den einzelnen Gebäuden hin. Einen kurzen Besuch statteten wir auch Pinoccio ab.

Nach der Führung wurden wir entlassen und hatten bis 16.30 Uhr Zeit, Florenz noch auf eigene Faust zu erkunden. Schnell noch im Hard Rock Cafe ein T-Shirt gekauft, ging es zur Mittagspause. Dort traf man zufällig auf eine frühere Angestellte der Postbank, die zusammen mit einer anderen Reisegruppe unterwegs war. Nach anfänglicher Zurückhaltung, die Dame konnte sich nicht gleich an jeden erinnern, gab es dann doch ein großes Hallo.

Anschließend spazierten wir weiter und einem Geheimtipp zur Folge, gab es ein Eis in einer Eisdiele an der Ponte Veccio. Leckere Eissorten waren da in der Gefriertruhe und Waffeltüten und Becher in den unterschiedlichsten Größen. Was jedoch fehlte, war die Preistafel. Und so wurden munter die mittleren Eistüten bestellt. Beim Bezahlen allerdings setzte man sich sprichwörtlich auf den Allerwertesten. Sage und schreibe acht Euro verlangte man von uns. Aber ehrlich gesagt, war dann auch egal, schließlich ist man im Urlaub und geschmeckt hat das Eis allemal und die Tüte war auch bis fast ganz unten voll.

Anschließend marschierten wir noch mal zur Piazza die Signora, kamen dabei auch noch an einer Vinothek vorbei. An der Piazza stellten wir fest, dass immer noch genügend Zeit bis zum Treffpunkt war und so entschloss man sich, der Vinothek doch noch einen Besuch abzustatten. So gab es da also „Vino to go“ und „Schinkenplatte to go.“

Danach ging es mit dem Bus zurück zum Hotel. Um 19.00 Uhr Essen, trotz morgendlicher Verwirraktionen und einschlägiger Erfahrungen aus vergangenen Fahrten bekam dieses Mal auch jeder das, was er morgens bestellt hatte; anschließend stand der Abend wieder zur freien Verfügung.

Eine kleine Gruppe machte sich auf zur Standseilbahn „Funicolare“ und fuhr in die Oberstadt „Montecatini alto“. Von dort hat man einen traumhaften Blick auf die Stadt mit ihren vielen bunten Lichtern. In Montecatini alto reiht sich ein Lokal an das andere und über allem thront eine beleuchtete Burg. Dort tranken wir dann noch einen Cocktail und hatten jede Menge Spaß.

Am Samstag standen dann Siena und Pisa auf dem Programm. Leider regnete es wie aus Eimern. (Was wäre ein Postbank-Ausflug ohne Regen….) Wie auch schon am Vortag stimmte uns Nada auf die beiden Reiseziele ein. Aber an diesem Tag sollte sie zur Hochform auflaufen. Sie erklärte uns, wie sie die deutsche Sprache interpretiert,

z. B. am Schwein – Eber – Eberine – Eberchen. Oder: Zuchthäuser. Nein, das sind keine Gefängnisse, sondern Gewächshäuser. In der Toskana dürfen die z. B. Älteren die Jüngeren als Bimbo (männlich) oder Bimba (weiblich) oder Bimbi (Kinder) bezeichnen. Bei uns hätte insbesondere die männliche Bezeichnung wiederum eine ganz andere Bedeutung. Und viele andere Bezeichnungen und Umschreibung mehr ließ Nada vom Stapel. Man konnte sich gar nicht alles merken

Wusstetihr, dass in Italien die Bäume jahrelang in eine Schule gehen, um die Sprache des Landes zu lernen, in das sie später verkauft werden? Wir haben auf unserer Fahrt nach Siena und Pisa einige davon gesehen. Ein besonderes Highlight waren auch die Pulloverschweine

(Schafe), die uns Nada gleich neben dem Möwenpick (eine Ansammlung von Möwen beim Fressen) gezeigt hat.

Siena liegt ca. 50 km südlich der Regionalhauptstadt Florenz und ca. 185 km nordwestlich von Rom, angrenzend an den erloschenen Vulkan Monte Amiata, hat 270.000 Einwohner und wurde auf 3 Hügelrücken erbaut

1348 starben mehr als 100.000 Bewohner an den Folgen der Pest, 1555 kam Cosimo I. und nahm Siena ein, anschließend gehörte es dann zum Königreich Italiens.

Auch von dem traditionellen Pferderennen „Palio die Siena“, das seit dem Mittelalter zweimal jährlich auf dem zentralen Platz „Piazza del Campo“ ausgetragen wird, bei dem jeweils zehn der 17 Bezirke der Stadt (die sog. Contrade) gegeneinander antreten sowie von dem mit 102 Metern höchsten Turm „Torre del Mangia“ mit Blick auf den muschelförmige Piazza del Campo, der zwischen 1325 und 1344 errichtet wurde, wurde erzählt. Siena hat den mittelalterlichen Charakter der italienischen Gotik erhalten. Die historische Altstadt gehört seit 1995 zum UNESCO-Welterbe.

In Siena folgte der obligate Stadtrundgang. Leider bekam man bei dem Regen nicht alles mit, was so erzählt wurde, war man doch immer bemüht, nicht zu sehr nass zu werden. Allerdings schafften wir es tatsächlich, jemand zu verlieren. Die Verlorene hatte kein Handy dabei, lieh sich eins aus, wusste auch noch die Telefonnummer vom Herbert auswendig. Doch der hatte sein Handy auch nicht dabei. Letztlich fand sie uns doch wieder.

Mittags wollten wir dann an der großen Piazza ein Bier trinken. Der freundliche Ober wies uns auch gleich einen Tisch zu, verpasste es aber gleich eine Bestellung aufzunehmen.

Währenddessen riskierten wir einen Blick in die Karte und stellten fest, dass man hier für ein Bier zehn Euro berappen durfte. Ich glaube, so schnell hat noch niemand ein Lokal verlassen wie wir.

Danach ging’s mit dem Bus weiter nach Pisa, vorbei an einem Friedhof, der laut Nada noch „funktionierte“. Der Regen mochte nicht aufhören. Nada stimmte uns auf den Abend im Weingut in Montecarlo ein. Sie erzählte uns allerlei über den in der Toskana angebauten Wein, was wir verkosten dürfen, was es zum Essen gibt und für was Olivenöl alles gut ist. z. B. als Medizin für innere und äußere Anwendungen und wenn die „Maschine“ des Mannes nicht mehr funktioniert. Was sie auch immer damit meinte.

Im Bus hatten wir uns entschlossen, Pisa mit der Bimmelbahn zu erkunden. Nada managte alles vom Bus aus. Zunächst brachte man uns zum weltberühmten schiefen Turm, auch Campanile genannt. Anschließend hatten wir eine kurze Freizeit. Danach fuhren wir eben mit der Bahn am Arnoufer entlang. Was wir da während der Fahrt gesehen haben, hätten wir nie erlaufen können.

Ach ja, natürlich erwarteten uns auch in Pisa nette Schirmverkäufer vom afrikanischen Kontinent. Wir wollten auch einen größeren Posten Schirme erwerben. Der nicht so ganz freundliche Händler ging jedoch nicht auf unser Angebot ein und blieb somit auf seiner Ware, zumindest für diesen Tag, sitzen.

Damitwaren also alle Besichtigungspunkte abgearbeitet und man konnte nun zum gemütlichen Teil des Tages übergehen. Wir fuhren also zum bereits erwähnten Weingut. Dort gab es alles, was ein Feinschmeckerherz begehrt. Verschiedene Weine, weiß und rot, Pasta, Schinken, Salami, Käse, Nachspeise und davon reichlich.

Also hungrig ist da bestimmt keiner aufgestanden. Mit zunehmender Dauer wurden zahlreiche Weinverkoster immer „lustiger“. Zu Ausfällen kam es aber nicht. Auch für die Tanzwütigen war was geboten.

Ein Alleinunterhalter spielte die Discosongs der 70er rauf und runter. Es machte auch keinem was aus, dass die Tanzfläche im Freien war und es weiterhin regnete.

Leider mussten wir dann zeitig aufbrechen. Der Busfahrer brauchte seine vorgeschriebene Ruhezeit.

Den Tag ließ man dann noch an der Hotelbar, an der an diesem Abend ebenfalls für Livemusik gesorgt war, ausklingen.

Sonntag, 08.00 Uhr Abfahrt. So hatte es Herbert angesagt und alle waren pünktlich da. Wie eigentlich an allen Tagen immer alle pünktlich waren. So bestiegen wir also den Bus; es stand ja eine lange Fahrt an.

Und wie am Sonntag so üblich, blieb es im Partyteil des Busses ruhig. Jeder ging in sich, ließ die vergangenen Tage Revue passieren und trank nebenbei aromatisiertes Cola. Auch im Kulturteil kam es diesmal nicht zu einer Spontanfeier. Sollten hier die mahnenden Worte des Nikolaus noch in den Ohren der letztjährig „Feierwütigen“ gewesen sein? Oder hatte man Angst, die bordeigene Toilette würde überlaufen?

So kamen wir nicht zuletzt dank Olafs souveräner Grenzumfahrung „fehlerfrei“ um 18.00 Uhr (eine Stunde früher als geplant) wieder in München an.

Es war wie immer eine schöne Reise, vom Herbert hervorragend geführt. Wir denken, alle freuen sich schon auf das nächste Jahr.

Und wie wir anfangs schon geschrieben haben: Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen.

Susi Hügel                                              Harry Freundorfer