Hofbräuhaus-Kunstmühle

„Max und Moritz wird es schwüle, denn nun geht es nach der Mühle. Meister Müller, he, heran! Mal er das, so schnell er kann!“…

Nicht Max und Moritz sondern 28 interessierte FC Postbanker trafen sich am 25.01. in der Neuturmstr. Dass es in der Innenstadt von München noch eine intakte Getreidemühle gibt, die täglich ca. 22 Tonnen Mehl produziert, war wohl kaum jemanden von uns bekannt. Empfangen wurden wir vom Müller Schweigert, der uns gleich mal einen kurzen Einblick in die Geschichte und die Gegenwart der Mühle gab. Der Vorgängerbau der heutigen Mühle wurde 1703 durch Kurfürst Maximilian II. Emanuel als Malzmühle für das Hofbräuhaus am Platzl errichtet. Wie gut, dass wir alle in der Schule gut aufgepasst hatten, denn unser Herr Schweigert hat uns pausenlos ob unserer Geschichtskenntnisse abgefragt .

Nachdem die Hofbräu Brauerei umgezogen war und deshalb auch hier kein Malz mehr benötigt wurde, wurde die Malzmühle ca. 1870 verkauft und zu einer Getreidemühle umgebaut. Statt der Mahlgänge kamen jetzt Walzenstühle zum Einsatz und wegen dieser neuen Technik durfte sich die Mühle nun „Kunstmühle“ nennen. Seit ca. 100 Jahren ist die Hofbräuhaus-Kunstmühle im Besitz der Fam. Blum.

 

Stefan Blum übernahm 2001 in 4. Generation die Mühle. Auch für die Zukunft dürfte das Weiterführen der Mühle durch Fa. Blum gesichert sein, da der jetzige Besitzer bezüglich seiner Familienplanung sehr fleißig war. 3 Mädchen und 3 Buben – da müsste doch jemand dabei sein, der den Betrieb später übernehmen kann/will. Ob die Mühle allerdings weiterhin so zukunftsträchtig bleiben wird, muss sich noch zeigen. Immer weniger Bäckereien backen noch selbst und benötigen deshalb auch kein Mehl mehr aus einer kleinen privaten Getreidemühle. Neue Märkte haben sich aus dem Grund aufgetan und anstelle dieser Bäckereien werden jetzt Pizzerien und Dönerbuden mit Mehl beliefert. Im Gegenzug der verschwundenen Bäckereien steigt deren Anzahl kontinuierlich an.

Wegen des Baus der U-Bahn wurde der Malzmühlbach stillgelegt, das Mühlrad abgebaut und die Energieversorgung auf Elektrizität umgestellt. Durch die Elektrizitätsumstellung wuchs die Gefahr einer „Mehlexplosion“ und daher muss in der Mühle mit äußerster Sauberkeit gearbeitet  und der Mehlstaub sorgfältigst entfernt werden. Ach ja, es gibt da noch einen besonders fleißigen Mitarbeiter – Heidi, die Mühlenkatze, die ihren Job als Mäusefängerin sehr akribisch und erfolgreich ausführt.

Über eine Rutsche werden die täglich angelieferten Getreidesäcke in die Mühle transportiert. Bei dem einen oder anderen sah man schon den Hoffnungsschimmer vielleicht auch mal rutschen zu dürfen, aber nix da! Über steile Holzstufen ging es ins Allerheiligste der Mühle und sofort fühlte man sich ins letzte Jahrhundert zurückversetzt. Kein Chrom, kein Stahl… nur 100jährige Maschinen und Siebe, die mit viel Lärm und Gerüttel das Getreide in einem aufwändigen Prozess zu Mehl verarbeiten und nebenbei die Holzdielen zum Vibrieren bringen.

Nach ca. 1 Stunde war die Führung vorbei und natürlich haben wir dann noch die Hausbäckerei in der Hofbräuhaus-Kunstmühle gestürmt und uns für das Abendessen eingedeckt. In der Bäckerei wird fast ohne maschinelle Unterstützung der Teig in kleinen Mengen für den Tagesbedarf vorbereitet und teils zu historischen Backwerden wie das Münchner Biergebäck, Pfennigmuckerl, Salzstangerl und, und, und….verarbeitet.

Schee war‘s und interessant war‘s und zum Schluss waren auch noch alle 28 FC Postbanker vollzählig vorhanden, denn Ihr wisst ja!

„Her damit! Und in den Trichter schüttet er die Bösewichter. Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke.

 

Gaby Bachmaier